von Peter Gerhardt, denkhausbremen
Die planetaren Grenzen der Erde erreichen immer stärker das Zentrum der politischen Debatte. Der Klimawandel und die Bedrohung der Artenvielfalt bewegt Millionen in aller Welt. Das Zeitalter der fossilen Rohstoffe neigt sich mit großen Schritten seinem Ende zu. Es zeichnet sich deutlich ab, dass die Menschheit in Zukunft immer stärker auf nachwachsende Rohstoffe zurückgreifen muss.
Für diese dann mit biogenen Ressourcen gespeiste Wirtschaft hat sich der Begriff Bioökonomie etabliert. Sie umfasst alle Wirtschaftssektoren, die erneuerbare biologische Ressourcen – wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen – zur Produktion und für Dienstleistungen nutzen.
Bioökonomie kann aus Sicht der Umwelt- und Entwicklungsverbände jedoch nur dann einen wichtigen Beitrag zur Lösung unserer globalen Herausforderungen leisten, wenn alle Aspekte unseres globalen Wirtschaften auf den ökologischen und sozialen Prüfstand kommen. Wie die Zukunft sozial gerecht und ökologisch nachhaltig gestaltet werden kann, hat die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 und den daraus abgeleiteten Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs, Sustainable Development Goals) vereinbart. Jede Bioökonomie-Strategie muss sich daran orientieren und darf nicht hinter diese Agenda 2030 zurückfallen.
In den letzten Jahrzehnten haben enthemmte Marktkräfte einen globalen Verteilungskampf um Ressourcen in Gang gesetzt, dessen Ende noch nicht abzusehen ist und der unsere internationale Ordnung zunehmend destabilisiert. Daher muss es mit einer zukunftsfähigen Bioökonomie gelingen, den weltweiten Rohstoffverbrauch drastisch zu verringern und die wachsenden sozialen Ungerechtigkeiten weltweit zu überwinden. Das setzt veränderte Konsummuster, geschlossene Kreisläufe sowie stoffliche Kaskadennutzung vorraus.
Die Bioökonomie-Debatte bietet die Chance, das zentrale Zukunftsfragen hier zusammenlaufen: Derzeit werden wichtige Diskussionen, wie wir in Zukunft leben und wirtschaften wollen, völlig unabhängig voneinander geführt. Dies betrifft Klimaschutz, Artenvielfalt und globale Gerechtigkeit, die auch bei uns vor der Haustür anfängt. Letztendlich könnte Bioökonomie einen neuen Diskussions- und Entscheidungsrahmen für eine ganzheitliche sozial-ökologische Transformation bieten.
Die noch junge Bioökonomie-Debatte kann auch Gefahr laufen, von der Industrie gekapert zu werden und als Nebelwand fürs Greenwashing herhalten zu müssen: Genmais könnte ohne weiteres in eine bioökonomische Nutzpflanzenproduktion umetikettiert werden.
Es wird deshalb darauf ankommen, dass wichtige Weichenstellungen für Politik und Forschung nicht weiterhin exklusiv in industriefreundlichen Fachkreisen gesetzt werden. Hier können Umwelt- und Entwicklungsverbände helfen, die Debatte in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Es gebührt letztendlich dem Primat der Politik, die heutige Profitökonomie wirksam einzuhegen, auch wenn sie in Zukunft vielleicht immer öfter im Gewand der Bioökonomie daherkommt.
Alle Artikel im Überblick:
Jenny Walther-Thoß: Darum brauchen wir eine grundlegene Transformation unseres Wirtschaftens!
Ilka Dege: Die Bioökonomie beim Wort nehmen: Mehr Biolandwirtschaft, bitte!
László Maráz: Wälder sind keine unerschöpflichen Quellen für Biomasse!
Christof Potthof: Gentechnik in der Bioökonomie
Jutta Kill: Alles Bio - aber nicht weniger?
Joachim Spangenberg: Biodiversität
Thomas Fatheuer: Mit sauberer Energie aus Biomasse gegen den Klimawandel
Nik Geiler: Scheitert die Bioökonomie am fehlenden Wasser?
Thomas Fatheuer: Grüne Plaste für Cola und Lego aus Brasilien - I'm green
Josephine Koch: Ohne demokratische Partizipation keine gesellschaftliche Akzeptanz
Steffi Ober: Forschungsförderung ist politisch
Jenny Walther-Thoß: Politische Bioökonomie-Debatten
Peter Gerhardt ist Gärtner, Agraringenieur und Entwicklungspolitologe. Als Geschäftsführer von denkhausbremen leitet er das Projekt „Aktionsforum Bioökonomie“.
von Peter Gerhardt, denkhausbremen
Die planetaren Grenzen der Erde erreichen immer stärker das Zentrum der politischen Debatte. Der Klimawandel und die Bedrohung der Artenvielfalt bewegt Millionen in aller Welt. Das Zeitalter der fossilen Rohstoffe neigt sich mit großen Schritten seinem Ende zu. Es zeichnet sich deutlich ab, dass die Menschheit in Zukunft immer stärker auf nachwachsende Rohstoffe zurückgreifen muss.
Für diese dann mit biogenen Ressourcen gespeiste Wirtschaft hat sich der Begriff Bioökonomie etabliert. Sie umfasst alle Wirtschaftssektoren, die erneuerbare biologische Ressourcen – wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen – zur Produktion und für Dienstleistungen nutzen.
Bioökonomie kann aus Sicht der Umwelt- und Entwicklungsverbände jedoch nur dann einen wichtigen Beitrag zur Lösung unserer globalen Herausforderungen leisten, wenn alle Aspekte unseres globalen Wirtschaften auf den ökologischen und sozialen Prüfstand kommen. Wie die Zukunft sozial gerecht und ökologisch nachhaltig gestaltet werden kann, hat die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 und den daraus abgeleiteten Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs, Sustainable Development Goals) vereinbart. Jede Bioökonomie-Strategie muss sich daran orientieren und darf nicht hinter diese Agenda 2030 zurückfallen.
In den letzten Jahrzehnten haben enthemmte Marktkräfte einen globalen Verteilungskampf um Ressourcen in Gang gesetzt, dessen Ende noch nicht abzusehen ist und der unsere internationale Ordnung zunehmend destabilisiert. Daher muss es mit einer zukunftsfähigen Bioökonomie gelingen, den weltweiten Rohstoffverbrauch drastisch zu verringern und die wachsenden sozialen Ungerechtigkeiten weltweit zu überwinden. Das setzt veränderte Konsummuster, geschlossene Kreisläufe sowie stoffliche Kaskadennutzung vorraus.
Die Bioökonomie-Debatte bietet die Chance, das zentrale Zukunftsfragen hier zusammenlaufen: Derzeit werden wichtige Diskussionen, wie wir in Zukunft leben und wirtschaften wollen, völlig unabhängig voneinander geführt. Dies betrifft Klimaschutz, Artenvielfalt und globale Gerechtigkeit, die auch bei uns vor der Haustür anfängt. Letztendlich könnte Bioökonomie einen neuen Diskussions- und Entscheidungsrahmen für eine ganzheitliche sozial-ökologische Transformation bieten.
Die noch junge Bioökonomie-Debatte kann auch Gefahr laufen, von der Industrie gekapert zu werden und als Nebelwand fürs Greenwashing herhalten zu müssen: Genmais könnte ohne weiteres in eine bioökonomische Nutzpflanzenproduktion umetikettiert werden.
Es wird deshalb darauf ankommen, dass wichtige Weichenstellungen für Politik und Forschung nicht weiterhin exklusiv in industriefreundlichen Fachkreisen gesetzt werden. Hier können Umwelt- und Entwicklungsverbände helfen, die Debatte in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Es gebührt letztendlich dem Primat der Politik, die heutige Profitökonomie wirksam einzuhegen, auch wenn sie in Zukunft vielleicht immer öfter im Gewand der Bioökonomie daherkommt.
Alle Artikel im Überblick:
Jenny Walther-Thoß: Darum brauchen wir eine grundlegene Transformation unseres Wirtschaftens!
Ilka Dege: Die Bioökonomie beim Wort nehmen: Mehr Biolandwirtschaft, bitte!
László Maráz: Wälder sind keine unerschöpflichen Quellen für Biomasse!
Christof Potthof: Gentechnik in der Bioökonomie
Jutta Kill: Alles Bio - aber nicht weniger?
Joachim Spangenberg: Biodiversität
Thomas Fatheuer: Mit sauberer Energie aus Biomasse gegen den Klimawandel
Nik Geiler: Scheitert die Bioökonomie am fehlenden Wasser?
Thomas Fatheuer: Grüne Plaste für Cola und Lego aus Brasilien - I'm green
Josephine Koch: Ohne demokratische Partizipation keine gesellschaftliche Akzeptanz
Steffi Ober: Forschungsförderung ist politisch
Jenny Walther-Thoß: Politische Bioökonomie-Debatten
Peter Gerhardt ist Gärtner, Agraringenieur und Entwicklungspolitologe. Als Geschäftsführer von denkhausbremen leitet er das Projekt „Aktionsforum Bioökonomie“.
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